Industriesoziologie. Ende der Debatte heißt nicht Ende der Krise

Ein Überblicksartikel

Der vorliegende Band knüpft an M.R. Lepsius´ Vorschlag an, die Soziologie insgesamt als "institutionalisierte Dauerkrise" zu betrachten, und empfiehlt vor dem Hintergrund dieser Überlegungen, die Debatte um die Krise der Industriesoziologie, die die Profession inzwischen für beendet erklärt hat, sehr ernst zu nehmen. H. Minssens Verweis auf deren erfolgreiche Institutionalisierung und auf Veränderungen in ihrem Gegenstandsbereich reicht nicht aus, um die Krisendiskussion als gegenstandslos zu erklären. In ihr kommen allgemeine Probleme einer bedenklich geringen Resonanz der Soziologie zum Ausdruck. Diese aber haben zu tun mit einzeldisziplinärer Selbstzufriedenheit, die den Zwang zu interdisziplinärer Forschung ebenso verkennt wie die Vorzüge problemnaher praxisorientierter Forschung. Beides erfordert aber eine doppelte Professionalität. Neben dem systematischeren Rückbezug der spezialisierten Fachdisziplin - im Rahmen praxisnaher, interdisziplinärer Forschung - auf den allgemeinen Diskurs innerhalb der Soziologie bedarf es auch der Entfaltung einer zweiten Professionalität zur je konkreten Fallbehandlung im Umgang mit den Akteuren der Alltagspraxis. Und nur die ermöglicht es, die handelnden individiuellen (Arbeits-) Subjekte als die wirklichen Akteure gesellschaftlicher Veränderungen ernst genug zu nehmen.

Bibliographische Angaben:
Martens, Helmut:
Industriesoziologie. Ende der Debatte heißt nicht Ende der Krise
Ein Überblicksartikel;
In: Soziale Welt, Band: 1/2008, 79-100



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