Die Zukunft der Mitbestimmung beginnt wieder neu
Bilanz und Perspektiven der Mitbestimmung im Lichte von Grundlagen- und Auftragsforschung, Beratung und Forschungstransfer in den 1990ern
"Die Zukunft der Mitbestimmung beginnt wieder neu", das ist zunächst eine programmatische politische These gegen den neoliberalen Zeitgeist. Sie wird in dem vorliegenden Band aber in Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Diskussion und aus Ergebnissen unterschiedlicher eigener Forschungs- und Beratungsprojekte der 1990er Jahre heraus entwickelt. Die bislang unveröffentlichten Aufsätze wurden dazu z.T. überarbeitet und durch einleitende und abschließende Thesen gebündelt. Im Ergebnis zeigt sich zunächst, dass manche während der ersten Hälfte der 1990er Jahre formulierten eher optimistischen Erwartungen in eine, wenn auch schwierige Synthese von unternehmerischen Beteiligungsprojekten und gewerkschaftlicher Mitbestimmung schon früh zu Recht mit Skepsis betrachtet wurden. Im Zeichen der nach neoliberalen Vorstellungen forcierten Globalisierung und eines am Shareholder Value orientierten Managementhandelns unterliegt die spezifisch deutsche Institution der Mitbestimmung einer stetig voranschreitenden Erosionskrise, ebenso wie andere Institutionen der Arbeit auch. Die Institutionalisierungsformen der Mitbestimmung sind ebenso wie ihre spezifischen Leistungen eng mit der Epoche der fordistischen Produktion verknüpft und in diesem Sinne sicherlich auch historisch begrenzt. Aber es gibt auch gute Gründe für die These, dass im Zuge der Metamorphosen der Arbeit am Ende des Fordismus starke neue Demokratisierungspotentiale entstehen, an die eine neue Arbeitspolitik anknüpfen könnte.
Ausgehend sowohl von grundlagentheoretischen Überlegungen als auch von empirischen Befunden aus verschiedenen Forschungsprojekten, aber auch von praktischen Beratungserfahrungen zielen die Beiträge dieses Bandes darauf ab, Begründungszusammenhänge und empirische Anknüpfungspunkte für eine neuerliche Verlebendigung von Mitbestimmungsansprüchen und -Zielen - der Stakeholder in Betrieb und Unternehmen aber auch der Bürger des Gemeinwesens, etwa in Prozessen der Technikfolgenabschätzung und -bewertung - herauszuarbeiten. Es geht dabei immer auch um Bilanz und Perspektiven eines gesellschaftspolitischen Reformprojekts, das für Selbstverständnis und Praxis der deutschen Gewerkschaften von herausragender Bedeutung gewesen ist. Ob die Gewerkschaften und andere soziale Akteure neue Anknüpfungspunkte für Demokratisierungsvorstellungen in der Zukunft werden aufgreifen können, ist eine offene Frage.
Bibliographische Angaben:
Martens, Helmut(Hrsg.):
Die Zukunft der Mitbestimmung beginnt wieder neu
Bilanz und Perspektiven der Mitbestimmung im Lichte von Grundlagen- und Auftragsforschung, Beratung und Forschungstransfer in den 1990ern;
Münster: Lit-Verlag, 2002ISBN: 3-8258-6289-5
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