Diversity Management aus gleichstellungspolitischer Perspektive - das "Online-Tool Diversity" als ein erster Interventionsschritt in Unternehmen

Gender Mainstreaming, Diversity Management, Intersektionalität - manche Wissenschaftler/innen, vor allem aber Praktiker/innen stöhnen schon, sobald sie einen dieser Begriffe hören. Liegt es an den Konzepten? Zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen? Und wenn ja, warum? Möglicherweise unterschätzen einige - Wissenschaftler/innen wie Praktiker/innen - den Aufwand, der theoretisch, konzeptionell und ganz praktisch mit der Entwicklung und Einführung eines entsprechenden Konzepts verbunden ist. Ausgangsannahme des Beitrags ist, dass Diversity und Diversity Management zunächst einmal keine Chancengleichheits-Konzepte sind. Es sind ökonomische Konzepte, mit denen durch die Nutzung vorhandener personeller und kultureller Vielfalt betriebswirtschaftlicher Nutzen erzielt werden soll. Dieser Logik nach hängt die Leistungs- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen wesentlich von den vielfältigen Kompetenzen der Belegschaft eines Unternehmens ab. Vielfalt braucht demnach ein Management, das den Dialog und die Zusammenarbeit ermöglicht, das also Bedingungen schafft, unter denen die Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft entwickeln und entfalten können, dürfen und auch wollen. Nur wie ernst ist es Unternehmen damit? Im vorliegenden Beitrag wird u.a folgenden Fragen nachgegangen: Wie kann der Zusammenhang von Diversity Management und einer Politik der Chancengleichheit begrifflich gefasst und praktisch angegangen werden? Kann Diversity Management so gestaltet werden, dass es ökonomische und gleichstellungspolitische Ziele verfolgen kann? Öffnen sich Handlungsspielräume für eine Antidiskriminierungspolitik durch ein Diversity Management? Wie ist das Verhältnis von Gender zu Diversity? Geprüft werden soll also die Anschlussfähigkeit eines primär betriebswirtschaftlich ausgerichteten Management-Konzepts an Konzepte von Chancengleichheit. Dazu werden zunächst einige der mit Diversity verbundenen vielfältigen Interessen angesprochen. Es folgen Anmerkungen zum theoretischen Hintergrund und methodische Überlegungen. Daran anschließend wird das "Online-Tool Diversity" vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein niedrigschwelliges Angebot für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, ihren Umgang mit Vielfalt in der Belegschaft zu überprüfen. Ganz im Sinne einer Handlungsunterstützung aus dem Wissenschaft-Praxis-Diskurs kann diese Handlungshilfe als ein erster Interventionsschritt in Richtung Gleichstellung durch ein Diversity Management angesehen werden. Abgeschlossen wird der Beitrag durch einige Anmerkungen zu den Anforderungen an ein antidiskriminierendes Diversity Management.

Bibliographische Angaben:
Kutzner, Edelgard:
Diversity Management aus gleichstellungspolitischer Perspektive - das "Online-Tool Diversity" als ein erster Interventionsschritt in Unternehmen;
In: Smykalla, Sandra ; Vinz, Dagmar (Hrsg.): Intersektionalität zwischen Gender und Diversity; 4. Aufl.; S. S.261 - S.280;
Münster: Westfälisches Dampfboot, 2016
ISBN: 978-3-89691-230-5




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